Kunstausstellung
Auch in diesem Jahr präsentieren erneut 30 Schüler*innen der Gustav-Heinemann-Schule ihre Ergebnisse aus dem Kunstunterricht im Klostercafé des Klosters Saarn. Unter dem Titel „Vom Sehen und Gesehen-werden“ werden malerische und zeichnerische Arbeiten ausden Jahrgängen 10, 11, 12 und 13 der Kunstkurse von Frau Hoffmann, Frau Lanzhammer und Herrn Schmidt gezeigt.
Bei Eintritt ins Klostercafé wird der Besucher von einem eindringlichen und übergroßen Augenpaar empfangen, welches den Besucher in eine Ausstellung leitet, in welcher der Mensch im Mittelpunkt der Darstellungen steht.
Im linken Saal des Klostercafés trifft man auf eine serielle Reihe von vier menschlichen Augenpaaren sowie dem Augenpaar einer Raubkatze, welche die Schüler*innen des 13. Jahrgangs im letzten Schuljahr angefertigt haben. Diese Bilder greifen zum einen die zum Alltag gewordene Situation des letzten Jahres auf, in der die visuelle Kommunikation stark auf das Augenpaar unseres Gegenübers reduziert war. Das Tragen der medizinischen Masken während der Corona-Pandemie führte so zu einer veränderten und teilweise auch erschwerten Form der Kommunikation, in der man anhand dieses kleinen Ausschnittes versuchen musste, das Gegenüber und seine Emotionen zu entschlüsseln. Zum anderen kehren die Augenpaare aber auch die Ausstellungssituation um, indem sie die Betrachter der Bilder selbst zum beobachteten Objekt machen und sie somit wieder zu sich selbst zurückführen.
Der Frage nach dem eigenen Selbst haben sich die Schüler*innen des 10.Jahrgangs im Unterricht von Frau Hoffman gestellt. Ausgehend von Fotografien haben sie mit Bleistift auf Papier lebensgroße Selbstportraits gestaltet, die durch ihre differenzierte technische Gestaltung ein Zeugnis davon ablegen, mit welchem Feingefühl und welcher Präzision hier das eigene Selbst zum Gegenstand der Beobachtung gemacht wurde.
Die Beschäftigung mit der eigenen Person ist in der Vergangenheit von vielen Künstlerinnen und Künstlern immer wieder thematisiert worden, um in unterschiedlichen Lebenslagen eine aktuelle Standortbestimmung vorzunehmen, wie z.B. bei Rembrandt, Max Beckmann oder Frida Kahlo. Die Schüler*innen befinden sich also hiermit in bester Gesellschaft. Die subjektive Wahrnehmung ist auch in den Zeichnungen des 11. Jahrgangs federführend.
Die surrealen „unmöglichen Räume“, welche im Unterricht bei Herrn Schmidt entstanden sind, entführen die Betrachter in fantastische Traumwelten, in denen die rationale Vernunft der Architektur außer Kraft gesetzt wurde. So ist in diesen Bildern keine eindeutige Zuordnung von oben und unten mehr möglich, wenn z.B. Treppenfluchten in Seitenwänden oder der Decke verschwinden oder der ganze Raum sich in Bewegung zu setzen scheint.
In den Aquarell- und Acrylgemälden des 12. Jahrgangs – entstanden im Kunstunterricht bei Frau Lanzhammer (Acrylbilder) und bei Herrn Schmidt (Aquarelle) geht es schließlich wieder zurück in unsere „Alltagswelten“, in denen wir unsere Mitmenschen in ihren jeweiligen Lebenssituationen beobachten. Dabei verrät uns bei genauem Hinsehen ihre Körpersprache einiges über die aktuelle Situation und ihre Befindlichkeiten in diesen speziellen Momenten. Fahren sie beispielsweise geduldig auf einer langen Rolltreppe, liegen sie noch schlafend im Halbdunkel des frühen Morgens im Bett oder sitzen sie wartend an einer Bushaltestelle? Und wenn in einem dieser filigran gestalteten Acryl- und Aquarellgemälde eine junge Frau in Gedanken versunken durch ein Kunst-museum flaniert, schließt sich der Kreis dieser Ausstellung vom „Sehen und Gesehen-werden“, indem die junge Künstlerin uns als Besucher der Ausstellung scheinbar einen Spiegel vorhält.
Zu sehen ist diese umfangreiche Ausstellung mit 36 Arbeiten der verschiedenen Kunstkurse noch bis zum Vormittag des 31. März 2023 zu den Öffnungszeiten des Klostercafés (Die – Fr von 9-18 Uhr, Sa von 10-18 Uhr und So von 14-18 Uhr) im Kloster Saarn, Klosterstr.54 in 45481 Mülheim an der Ruhr.
Fotos: M. Juncker / Text: M. Schmidt