Adam, Eve und Gustav in der Gerichtsstube
Am 19. November haben wir, die Schüler*innen der Q1, sowie einige Lehrer*innen, uns auf einen Ausflug zum Theater an der Ruhr begeben, um die Mülheimer Inszenierung des Stücks “Der zerbrochene Krug” zu sehen. Das Lustspiel (eine Komödie) des Schriftstellers Heinrich von Kleist ist dieses Halbjahr wichtiger Bestandteil unseres Deutschunterrichts und für unseren Jahrgang abiturrelevant.
Bekannt für seine komplexen, verschachtelten Sätze, die sich auch gerne mal über eine halbe Seite ziehen, hat uns Kleist mit seinem Werk bereits viel Kopfzerbrechen bereitet. Umso mehr konnten wir uns darum auf eine durchs Schauspiel begreiflichere Version des Ganzen freuen. Doch wie es scheint, war diese simple Hoffnung nicht der einzige Grund zur Freude, denn unter der Regie von Philipp Preuss wurde das alte Kammerspiel geradezu verlebendigt und konnte uns erstmals richtig in das Geschehen hineinziehen.
Das Stück spielt in einem Dorf in den Niederlanden und handelt von einer Gerichtsverhandlung zu einem zerbrochenen Krug der Frau Marthe. Diese beschuldigt Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter, Eve, welcher in der Überzeugung von Eve betrogen worden zu sein, stattdessen ihren angeblichen Liebhaber beschuldigt, denn der Krug soll während der Flucht des Fremden aus Eves Kammer zerbrochen sein. Eve steht verstört inmitten dieser Verhandlung, von allen Seiten her beschuldigt, beleidigt und bedrängt, mit dem Dorfrichter Adam, als heimlichen Schuldigen selbst, im Richtstuhl und dem Gerichtsrat Walter an seiner Seite. So birgt das Stück tiefgründige Themen zu Machtmissbrauch und einem korrupten Justizsystem.
Die Mülheimer Version hat dabei besonderes Augenmerk auf den Kolonialismus der Niederlande aus der dargestellten Zeit sowie auf die Verzweiflung der Eve gelegt. Der Einsatz des bekannten Schlussvariants und Eves Verkörperung durch Marie Schulte-Werning hat somit nicht gerade bei wenigen von uns Gänsehaut und tiefes Mitgefühl ausgelöst.
Zudem haben das dunkle, hochglänzende Bühnenbild, die beachtenswerten Kostüme aus der damaligen Epoche und die herausragenden schauspielerischen Leistungen bei uns einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, den wir in einer an die Vorstellung anschließenden Fragerunde mit den Schauspieler*innen persönlich ausdrücken durften. Sie haben sich netterweise die Zeit genommen, nach der Aufführung auf unsere individuellen Fragen und Anmerkungen, wie “Warum wurde sich für den Variant entschieden?”, “Wie hast du diese hohe Emotionalität der Eve so überzeugend darstellen können?” und “Die Spiegelung von Adam und Walter war wirklich interessant, wie kommt man darauf?”, tiefsinnig einzugehen und uns andere Perspektiven, aus der Sicht der Charaktere selbst, zu geben.
Durch diese exklusiven Einblicke ist uns das Verständnis für unseren Unterrichtsinhalt sicher und dem Gelingen der anstehenden Deutschklausur steht nichts mehr im Wege!
Und das meinen unsere Schüler*innen zum Stück:
- "Ich fand das Stück [...] super. Die Inszenierung ist extrem gelungen mit kreativen Entschei-dungen, die den Charakteren Leben einhauchen. Auch das Nachgespräch [...] hat sehr viel Erkenntnis zum Stück gegeben." Lily T.
- "[...] besonders gut haben mir die Charakterabänderung von Walter und die Darstellung von Eves Verzweiflung (und anschließenden [...] Emotionsausbruch), weil ihr niemand zugehört hat, gefallen." Dejan F.
- "Das Stück [...] hat mir sehr gut gefallen. Ich fand, die Darstellung des Kolonialismus ist besonders gut gelungen, vor allem, weil auch die Sicht der Betroffenen durch übertragene Videos dargestellt wurde." Louisa M.
- "Eves Darstellung war befreiend." Larissa H.